Gründungsgeschichte des TSV

Der ehemalige Vorsitzende Rudolf Anschütz berichtet

Auszug aus  „ Geschichte der Gemeinde Bissenberg ( Kreis Wetzlar)“   von Rudolf Anschütz aus dem Jahre 1944

zur Gründung des „Turn- und Spielverein 1920 Bissenberg“

…….. Neben diesen Vereinen wurde im Jahre 1913 der Turn-Verein gegründet, der teilweise auf den Sälen der Wirtschaften Müller und Keller ( später wieder Grün) und auf dem Turnplatz „ altes Kamerod“ turnte. Diesem Verein folgte im Jahre 1919 der „ Fussball-Club“.

In den Jahren um 1910 schon erfolgte auch in unserem Dorfe eine turnerische Betätigung, die zur Gründung des Turnvereines am 3.Juli 1913 führte. Dieser junge Verein konnte schon in seinen ersten Jahren beachtliche Erfolge erringen. Zahlreiche Turngeräte wie Barren, Reck, Matten, Kugeln, Sprunggeräte usw. wurden nacheinander angeschafft und unter der Leitung der Turnwarte Franz Hoppe und Karl Mathes oder Heinrich Schellhaas wurde ein regelmäßiger Turnbetrieb durchgeführt. Als in den Jahren nach dem Weltkriege 1914/18 hier wie auch in vielen anderen Dörfern unseres Kreises die Jugend mehr dem Fussballsport hinzog, gründeten begeisterte Anhänger dieser Sportart den Fussball – Club 1919. Mehr und mehr wurde dann unsere Dorfjugend diesem Sport zugeführt. Um für eine weite Sicht jedoch zwei Sporttreibende Vereine im Dorfe bestehen zu haben, war die Einwohnerzahl des Dorfes zu gering. In kameradschaftlicher Weise vereinigten sich die Anhänger beider Vereine, der alle Sportarten pflegen sollte, soweit die für unser Dörfchen tunlich erschien. Am 3.März 1920 wurde diese Vereinigung geschaffen und unter dem neuen Vereinsnamen

„ Turn- und Spiel-Verein 1920 Bissenberg“

Weitergeführt. Damit waren alle Voraussetzungen zur besten Arbeit geschaffen und alle voraussehbaren Reiberein zwischen beiderseitigen Anhängern ausgeschaltet, die jeder praktischen Sportarbeit geschadet hätte. Diese neue Gemeinschaft begann die Jugend an sich zu ziehen und einen grossen Aufschwung zu erleben.

Im Jahre 1930 wurde an den Dorfausgang an der linken Hainseite ein schön gelegener Sportplatz aus eigener Kraft erworben. Etwas 2400 cbm Land musste bewegt werden, was einen Unkostenbeitrag von 4000 Mark ausmachte. Hier war Selbsthilfe die beste! Jedes Mitglied hatte mindestens 24 Arbeitsstunden zu leisten oder entsprechende Geldzahlung zu leisten. Damals herrschte allgemeine Arbeitslosigkeit und sehr viele treue Vereinsanhänger haben hier für 4 – 8 Mark in der Woche gearbeitet. Als im August 1930 die Einweihung des Platzes erfolgte, versammelten sich der Landrat, Bürgermeister des Amtes Greifenstein und der Kreisjugendpfleger und lobten die Arbeit des Vereins.

Dann begann ein ungeahnter Aufschwung in diesem Verein. Im Jahre 1934 zählte der Verein neben der grossen Gemeinde Nauheim und der Stadt Wetzlar zu den drei grössten Fussballgemeinschaften des Kreise Wetzlar, die der zweitstärksten Fussballklasse des deutschen Reiches angehörten. Allsonntäglich herrschte in unserem kleinen Dörfchen „Hochbetrieb“ und Jung wie Alt im Dorfe fand sonntags den Weg zum Sportplatz, wo sich oft mehr als 1000 Zuschauer eingefunden hatten, die aus allen Nachbargemeinden herbeigeeilt waren. Der Verein zählte damals um 130 Mitglieder und Bissenberg war der kleinste Ort vom ganzen deutschen Vaterlande, das eine Fussballmanschaft für die damals geltende „Bezirksklasse“ stellen konnte. Namen wie Bingel, Keller u.a. waren überall begeistert genannt. Dabei denke ich beim Niederschreiben an die unvergesslichen tapferen Sportkameraden Erwin Biemer und Erich Bingel, die den Heldentod später gefunden haben und in den Reihen der sporttreibenden Jugend unseres Dorfes unvergesslich bleiben.

Im Jahre 1936 konnte der Verein seine für 150.- Mark erworbene Vereinsfahne anlässlich eines grossen Sportwerbetages einweihen und im Jahre1937 weilte der damals in allen Gauen Deutschlands bekannte Bundessportlehrer Leinberger eine Woche zur Abhaltung eines Sportlehrganges hier.

Mit grösstem Interesse folgten alle Einwohner den Geschehnissen dieses Vereins und Gross und Klein im Dorfe bildeten im Sport eine beste Gemeinschaft. Selbst zahlreiche auswärtige Anhänger wurden Mitglied dieses Vereins und warben für die Arbeit. Bissenberg war durch den Sport weit über die Grenzen der engeren Heimat in bester Weise bekannt und beliebt geworden.

In jenen Jahren habe ich diesen Verein selbst noch 3 Jahre nach meinem Wegzuge infolge meiner Verheiratung nach Biskirchen geführt, und ich bin stolz darauf. Es waren arbeitsreiche, aber auch dafür einige meiner schönsten Tage !